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Stephania, soll zurück in die Freiheit!

stephania
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STEPHANIA – ein Tatsachenbericht!

Dies ist ein Bericht über den Delfin Stephania. Diese Geschichte sollte jeder lesen, der sich für Delfine interessiert. Ich habe den Bericht von Englisch auf Deutsch übersetzt – das englische Copyright hat Helene O’Barry. Sie, und ihr Mann Ric O’Barry haben an der Spitze eines großen Teams das Projekt durchgeführt.

Inhalt

Allgemeines zur Auswilderung

Folgendes ist noch zu dem Versuch – einen Delfin auszuwildern – zu sagen: Ein Delfin muss vor der Auswilderung alle lebenswichtigen Fähigkeiten und Verhaltensweisen eines wilden Delfins erlernt haben, denn nur so kann sichergestellt werden, dass er im offenen Meer auch wirklich überlebt. Würde man einen Delfin einfach aus der Gefangenschaft befreien und ins Meer zurückbringen, hätte dieser keine Überlebenschance.

Es gibt viele unterschiedliche Delfine – und diese waren und sind unterschiedlich lange in Gefangenschaft gehalten worden. Auch spielt es eine große Rolle, ob ein Delfin in jungen Jahren oder im Erwachsenenalter gefangen wurde.
Es gibt viele Faktoren auf die man achten muss, um wirklich von einer erfolgreichen Auswilderung ausgehen zu können. Nicht alle Tiere eignen sich dafür! Man kann weder alle Delfine über einen Kamm scheren, noch kann man bei dem Versuch einen Delfin auf die Freiheit vorzubereiten, einem bestimmten Schema folgen. Der folgende Bericht wird dies klar zeigen.

1996

Frederic Lepage, der Exekutiv Produzent der französischen Filmproduktionsfirma Telebild-Natur, tritt mit Ric O’Barry in Verbindung und fragt, ob er interessiert sei, mit Telebild-Natur an einem Dokumentarfilm mitzuarbeiten, welcher mit einbezieht, einen Delfin zurück in die Freiheit zu bringen.

Rics Antwort ist selbstverständlich ja. Das Erste war natürlich einen Delfin zu finden, der die oben beschriebenen Voraussetzungen erfüllt und der Delfin musste natürlich für eine Auswilderung zur Verfügung stehen. Ric und Telebild-Natur stimmen darin überein, dass daran die Bedingung hängen wird, dass man nur einen Delfin aussucht, der nicht wieder durch einen anderen ersetzt werden wird.

Es wurde sehr schwer ein Delfinarium zu finden, das bereit war, einen ihrer Delfine frei zu geben. Aber schließlich tritt eine Frau aus der Schweiz, Veronica Duport (die in einem Delfinarium in Sankt Marta gearbeitet hatte), mit dem Team in Kontakt. Sie berichtet, dass sie einen Großen Tümmler mit dem Namen Stephania kennt und dass dieser vom Delfinarium in Sankt Marta in ein Seeaquarium nach San Andres (Kolumbien) transferiert wurde. Stephania muss nun in einem kleinen Becken ihr Leben fristen.

Die Frage: Kann Stephania geholfen werden?
Veronica Duport und Frederic Lepage nehmen Kontakt zu diesem Seeaquarium auf. Sie einigen sich, und Stephania wird für eine unbekannte Summe dem Aquarium abgekauft, mit dem Versprechen, sie nicht durch einen anderen Delfin zu ersetzen.

1998

Anfang 1998 fliegen Ric und Helene O’Barry nach Kolumbien, um Stephania zum ersten Mal zu sehen und um sie in Ihre Obhut zu nehmen. Der folgende Bericht beschreibt, was vom ersten Tag an geschieht, als Stephania zum ersten Mal aufgesucht wird, bis zur Freilassung? – oder….

Am 20. Februar 1998 kommen Ric und Helene O’Barry – sowie ihr Team – im Seeaquarium auf der Insel San Andres in Kolumbien an, um das erste Mal den Delfin Stephania zu sehen. Das Seeaquarium gehört einem Kolumbianischen Paar, das sich nicht genügend um die Tiere kümmern kann, da ihnen das Geld dazu fehlt. Sie treffen dort auf Stephania, einen blinden Seelöwen und einem Dutzend Hawksbill Schildkröten. Diese werden dort in kleinen, schmutzigen Becken gehalten und leiden unter größter Vernachlässigung! Die Tatsache ist, wenn es kein Geld gibt, um Fische zu kaufen, bekommen sie einfach nichts zu Fressen.

Es gab in letzter Zeit viel zu wenig Besucher in diesem Seeaquarium und deshalb wird die Pflege der Tiere immer schwieriger, da sie große finanzielle Schwierigkeiten haben. Das Seeaquarium muss in nächster Zeit schließen. Deshalb haben sie Stephania verkauft.

Schreckliche Zustände

Das Becken von Stephania ist nicht der Norm entsprechend. Der Durchmesser misst nur 8 Meter und es ist kein Filtersystem vorhanden. Die Tiefe des Beckens beträgt nicht mal einen Meter. Der Boden des Beckens ist mit Schmutz, Algen, Körperausscheidungen und mit zurückgewiesenen Fischen bedeckt. Verrottete Blätter schwimmen auf der Wasseroberfläche.
Stephania ist in einem erschreckenden Zustand. Sie hat seit einigen Wochen ihr Futter zurückgewiesen und nur sehr wenig Gefressen. Ihre Rippen sind schon sichtbar und sie hat einen so genannten „Erdnusskopf“ – dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand für einen Delfin. Dieser entsteht durch zu wenig Gewicht. Der Körper fängt an sein eigenes Knochenmark einzuziehen und der Kopf bekommt die Form einer Erdnuss.

Das Seeaquarium verfüttert Macabi-Fische, welche von sehr schlechter Qualität sind. Damit Stephania überhaupt Nahrung bekommt, wird der Fisch in einer Maschine zerkleinert und verflüssigt.
Mit Hilfe eines Schlauchs wird ihr dann die Nahrung zugeführt. Während dieser Ernährung wird sie von ihrem Becken entfernt und auf eine Auflage gesetzt – dies ist ein sehr stressiger Prozess für einen Delfin, der normalerweise im schwerkraftfreien Wasser schwimmt. Kurz vor der Ankunft des Teams wurde ein Gestell über Stephanias Becken gebaut, um sie vor der Sonne zu schützen… – dies war aber leider viel zu spät.

Delfine haben keinen natürlichen Schutz gegen die Sonne. Diesen benötigen sie in der freien Natur nicht, da sie sehr wenig Zeit an der Wasseroberfläche verbringen. Die meiste Zeit verbringen Delfine unter Wasser – spielen, tauchen und suchen den Grund ab.
Stephania wurde isoliert gehalten. In ihrem kleinen Becken kann sie sich kaum umdrehen und die Tiefe des Beckens reicht nicht aus, damit sie vollständig untertauchen kann. Sie lag tagelang an der Oberfläche und die Sonne hat ihrer Haut großen Schaden zugefügt. Der obere Teil ihres Körpers ist vom Sonnenbrand schwarz gefärbt und der empfindliche Teil um ihr Luftloch herum, ist schon eingebrochen.

Die einzige Flüssigkeit, die Delfine zu sich nehmen, ist in den Fischen enthalten. Da Stephania aber viel zu wenig gefressen hat, wurde sie dadurch zu stark entwässert und das fügte ihr weitere körperliche Schäden zu.
Die Besitzer des Seeaquariums haben Zweifel daran, das Stephania überleben wird. Und das aus gutem Grund, denn Stephania ist sehr schwach und macht den Eindruck, dass sie sich selbst aufgegeben hat und nicht mehr an ihrem Leben hängt.

Hintergründe – Stephanias Leben

Aufzeichnungen zufolge, wurde Stephania in der Nähe des Festlandes von Kolumbien, an einer unbekannten Position im August 1987 für das Delfinarium Sankt Marta (Kolumbien) gefangen. Dort wurde sie mit sieben anderen Arten von Delfinen ausgebildet, um Showeinlagen für Touristen vorzuführen.

Im Juli 1995 wurde sie dann an das Seeaquarium in San Andreas verkauft und in ein sehr kleines Betonbecken gebracht. Dort gab es zwei weitere Delfine einer anderen Art. Diese Delfine starben aber sehr bald und die einzigen Freunde von Stephania waren fortan ein blinder Seelöwe mit Namen Andrea und ein paar Hawksbill Schildkröten. Delfine sind sehr intelligente und soziale Tiere, mit einem hoch entwickelten und emotionalen Verhalten.

Die meisten Delfine verbringen ihr ganzes Leben in einer großen Familie ihrer eigenen Art. Sie brauchen Sicherheit und Geborgenheit. Wird ein Delfin aus der Familie gerissen, so wirkt er verloren und fühlt sich nicht wohl. Und genau das, hat man mit Stephania gemacht. Wahrscheinlich schwamm sie mit Ihrer Mutter und anderen Familienmitgliedern, als sie gefangen wurde. Sie genoss gerade die unendliche Weite des Ozeans, bewegte sich bis zu 40 Meilen am Tag – so wie es für Delfine üblich ist – und plötzlich war dann alles vorbei.

Seit Stephania hier angekommen war, schwamm sie mit Andrea einsam ihre Runden. Die einzige Abwechslung die sie hatte, hing davon ab, wie viele Touristen das Seeaquarium besuchten. Stephania wurde darauf trainiert, sich wellenartig zu bewegen, eine Kugel mit ihrer Schnauze abzuschlagen und ihre Trainer durch das Wasser zu ziehen. Sie lernte sogar, auf ihre Schwanzspitze zu „gehen“ und gleichzeitig eine Sonnenbrille zu balancieren.

Die Delfin–Gefangenschaft-Industrie, die in den USA durch die US-Amerikanische Fischereibehörde des US-Amerikanischen Handelsministeriums gestützt wird, beharren darauf, dass gefangene Delfine pädagogisch ausgebildet und unter sehr guten Bedingungen gehalten werden.
Zweifelsfrei war die bei Stephania nicht der Fall. Bevor sie gefangen genommen wurde, war sie geborgen, kräftig, gesund, wild und frei. Eingebettet in ihrer Familie in den Weiten des Ozeans.

In dem Moment, als sie gefangen wurde, hat sich alles verändert. Nun wurde sie eingesperrt, gezähmt und zu einem kränklichen „Haustier“, dem Kunststückchen aufgezwungen wurden. Dafür wurde sie mit toten Fischen belohnt. Wenn Delfine in einem monotonen Betonbecken gehalten werden, gehen ihre natürlichen Fähigkeiten, die sie über Millionen von Jahren entwickelt haben, verloren.
Seit 11 langen Jahren jagte Stephania nicht einen einzigen, lebenden Fisch oder spürte die natürlichen Gezeiten der Meere. Sie sah für sehr lange Zeit keinen Delfin ihrer Art und ihr rechtmäßiger Platz im Ozean schien für sie für immer verloren. Deshalb hat für sie ihr Leben an Bedeutung verloren.

Im kritischer Zustand

Stephania lehnte eines Tages ab, für die Touristen Kunststückchen vorzuführen und hörte auf zu fressen. Die Besitzer des Seeaquariums sagten, dass sie nicht einmal gefressen hat, als sie keine Kunststückchen mehr zeigen musste. 
Ihr Zustand verschlechterte sich sehr schnell. Dann wurde sie von Ihrer einzigen Begleiterin – Andrea – getrennt und in ein sehr kleines Becken gesetzt. Ernsthaft geschwächt, lag sie regungslos mit geschlossenen Augen darin. Als Ric und Helene Stephania sahen, wurde Ihnen klar, dass sie eigentlich schon im Sterben liegt.

Die folgenden Tage halten sie ständigen Kontakt zu ihr, um ihr klar zu machen, dass sie ihr helfen werden. Aber sie drängen sie nicht sich zu bewegen oder irgendetwas zu tun, sondern Ihre ehemalige Trainerin – Veronica Duport – verbringt einfach sehr viel Zeit mit ihr im Wasser. Veronica hält und tröstet sie. Sie ist vertraut mit Stephania, aus der Zeit, wo sie beide im Delfinarium in Sankt Marta waren.

Dr. Cyril Hue, ein französischer Tierarzt mit viel Erfahrung, (er behandelt angeschwemmte Meeressäuger), macht nun auch mit im Team. Er kam mit seinem Assistenten – Oliver van Canneyt – extra aus Paris. Sie untersuchen Stephania, nahmen Blutproben und wogen sie. Sie wog nur noch furchtbare 99 Kilo – ungefähr 60 Kilo unter Normalgewicht.

Stephania wird verlegt

Am 28. Februar, mit Hilfe der Armee, befreien wir Stephania aus ihrem Becken, setzten sie auf eine Bahre und senken sie in einen Transportkasten ab. Stephania bleibt während der vierstündigen Bootsfahrt von San Andreas nach Albuquerque vollständig ruhig. Die Mannschaft hält ihre empfindliche Haut ständig nass und verwendet eine Lanolin Mischung, um sie vor der Sonne zu schützen. Das letzte Stück wird Stephania getragen.

Dr. Cyril Hue meinte, er hätte schon angeschwemmte Delfine behandelt, die besser aussahen als Stephania. Oliver van Canneyt säuberte Stephanias Becken mehrmals und pumpte die toten Fische und Ausscheidungen ab. Währenddessen kümmerte sich das Seeaquarium- Team um Stephania, die auf einer Bahre über dem Becken hing.

Stephanias Futter wurde nun mit Vitaminen versetzt und sie wurde medizinisch behandelt. Aber sie frisst noch immer sehr wenig, was dem Team viel Sorgen bereitete. Ric, der schon viele Delfine in einem solchen Zustand gesehen hatte, meinte, dass Stephanias Befinden in direkter Verbindung mit ihrem seelischen Zustand steht.

 Sie muss erst wieder den Willen zum Leben erlangen. Nur dann, ändert sich auch ihr Gesundheitszustand. Man muss daran arbeiten ihr zu zeigen, dass es sich lohnt zu Leben und deshalb muss sie raus aus dem Becken. In eine natürliche Umgebung und dann zurück ins Meer. Sie braucht die Elemente der Natur, den Rhythmus des Meeres, die Strömungen und die lebenden Fische. Erst dann kann sie begreifen, dass ihr Leben wieder einen Sinn hat.

Die Telebild-Naturmannschaft hat angefangen ein natürliches Areal mit medizinischer Versorgung auf den Albuqueque-Inseln – 26 Meilen südlich – zu errichten. Sie erfahren, dass dort wilde Delfine in das Riff kommen, das die Insel umgibt. Sie sind der Meinung – wenn Stephania andere Flaschenhalsdelfine sieht – ihr das sehr helfen könnte, wieder gesund zu werden.

Nach 11 Jahren wieder Meerwasser

Sofort wird sie vorsichtig ins Wasser gesetzt. Nach 11 Jahren Gefangenschaft, wird sie wieder mit dem Meerwasser vereint. Sie müsste sich freuen: Endlich keine Betonwände mehr, die ihre Bewegungen einschränken und das Wasser so tief, dass sie beim Stillstand nicht mit der Schwanzflosse aufliegt.

Aber ihre Muskeln sind von der Reise ziemlich steif und ihre erste Reaktion ist nur: Sicherheit! Deshalb schwimmt sie nahe ans Ufer zu einem Zaun. Ric geht ins Wasser und beruhigt sie. Er führt sie ins tiefe Wasser und kurze Zeit später nimmt sie die frischen Fische an, die er ihr gibt. Alle, die nun Stephania in dem kristallklaren Wasser sehen, freuen sich… – können ihr aber nicht viel helfen.

Jeder gefangene Delfin hat seine eigene Geschichte, da sie von ihren Besitzern missbraucht werden. Keiner kann ahnen, wie sehr sich die vielen Jahre der Gefangenschaft auf Stephanias emotionalen Zustand ausgewirkt haben. 

Keiner weiß, an wie viel sie sich noch erinnern kann, bevor sie gefangen wurde. Aber man hofft, dass sie nun weiß, dass sie hierhergehört und ihr es mit der Zeit bessergehen wird. In den Wochen, die jetzt kommen werden, kann das Team nur versuchen ihre Gesundheit und ihren Geisteszustand aufzubauen. Sie versuchen Stephania besser kennen zu lernen, zu erforschen wie sie ihr helfen können, damit sie bald wieder in die Wildnis zurückkehren kann – denn dies ist das Ziel!

Als erstes muss sie ihre Identität wiederfinden und zu diesem Zeitpunkt wissen alle, dass dies lange dauern kann. Es ist nun wichtig, das Stephania zu keinen ihrer früheren Trainer mehr Kontakt bekommt. Sie behandelten sie wie ein Haustier. Der weitere Kontakt würde dazu führen, dass unsere Arbeit mit ihr nicht vorangehen kann und unsere Bemühungen, sie zu rehabilitieren, scheitern würden.

Diese Leute, auch wenn es jetzt schwerfällt, müssen Stephania gehen lassen und ihr die Möglichkeit geben, ein neues Leben zu beginnen. Ob Stephania jemals in die Wildnis entlassen werden kann oder nicht, auf alle Fälle wird sie nie wieder ein Betonbecken sehen, oder irgendwelche Kunststücke ausführen müssen. Allein dieser Erfolg wird ihr Leben bereichern. Der heilende Prozess kann nun beginnen.

März 1998

Frederic Lepage überzeugte das Seeaquarium die vier Hawksbill Schildkröten, die Stephania dort begleitet haben, frei zu lassen und zu ihr nach Albuquerque zu bringen. Das Team kümmert sich nun auch um die Schildkröten. Leider darf das Seeaquarium Stephanias Freund – den blinden Seelöwen Andrea – nicht zu ihr bringen und so wird dieser mit den restlichen Schildkröten nach Sankt Marta in Kolumbien gebracht. Unterdessen reagiert Stephania sehr gut und nutzt die komplette Fläche.

11 Jahre lang musste sie engste Kreise ziehen und natürlich ist ihre jetzige Bucht noch lange kein Vergleich zum offenen Ozean, aber sie kann ihren Freiraum dennoch in vollen Zügen genießen. Es ist nun anders und auch verwirrend für sie… – der lebendige Ozean. Das salzige Wasser kann über ihren Körper rauschen und sie kann sich in den Wellen treiben lassen. Sie musste sehr lange darauf verzichten. Die vielen Jahre der Gefangenschaft haben ihre Muskeln verkümmern lassen. Vom Strand aus kann man beobachten, wie sie in den Wellen zu kämpfen hat, um die Balance zu halten.

Aber es ist wundervoll zu beobachten, wie sie in den wenigen Tagen auf die natürlichen Elemente reagiert und wie viel Zeit sie damit verbringt, ihren neuen Lebensraum zu erforschen. Die Wellen und Strömungen sind wichtig um die Muskeln und ihren Körper aufzubauen.

Stephania nimmt zu

Das neue Klima regt auch ihren Appetit an. Als wir sie im Seeaquarium fanden, lehnte sie jedes Futter ab und wir mussten sie mästen. Innerhalb weniger Stunden im Meerwasser wurde sie aber plötzlich sehr hungrig und aß am zweiten Tag bereits 9 Kilo Fisch. Stephanias guter Appetit erklärt, dass sie leben möchte.
Im Monat März aß sie bereits 11 Kilo frisch gefangenen – in Stückchen zerteilten – Fisch. Dazu bekam sie noch Vitamine aus Blau-Grün-Algen. Hin und wieder zeigte Stephania ihre Kunststückchen, sobald sie einen Fisch bekam. Ein Verhalten, das natürlich auf ihre Zeit in Gefangenschaft zurückzuführen ist.

Wahrscheinlich sind diese – nicht angeborenen – Bewegungen, wie zum Beispiel wellenartiges Schwimmen (wie man es von dem Filmdelfin Flipper kennt), nun Teil ihres Verhaltensrepertoires geworden und ihr Verstand sieht diese Kunststückchen jetzt als normal an.
Aber sie muss diese nicht mehr vorführen und es gibt auch keinen Applaus mehr. Alle gehen davon aus, sobald sie selbstständig fressen wird, dass dann diese Verhaltensmuster verschwinden werden und ihr normales Delfinverhalten zurückkehren wird.

Während der ersten Wochen gaben sie Stephania geschnittene Stückchen Fisch, damit ihre Gesundheit aufgebaut werden konnte. Das war vorrangig das Wichtigste. Stephania lag im Sterben und es zählte einfach nur, sie am Leben zu erhalten und ihr zu zeigen, dass es sich wieder lohnt. Delfine haben unterschiedliche Wesen. Manche lernen schnell wieder selbst zu jagen, andere brauchen länger. Damit Stephanias Gewicht aber Stück für Stück weiter aufgebaut werden kann, drängt sie niemand dazu und sie vorerst weiterhin gefüttert.

Da in der Gefangenschaft nur Fischstücke gefüttert wurden, damit man für die Kunststücke keinen ganzen Fisch verschwenden musste, ist es für Stephania leichter, erst einmal weiterhin die gewohnten Fischstücke zu fressen. Es wurde in den folgenden Wochen ein sechs Stufen Fütterungsplan durchgeführt.

Fütterungsplan

Stufe 1:
Die erste Stufe war, Stephania anzuhalten die geschnittenen Fische weiterhin anzunehmen. Mit der Zeit gaben sie ihr immer wieder halbe Fische dazu – diese nahm sie aber nicht an. Das Team hat aber nicht aufgegeben und nach einiger Zeit hat sie auch die halben Fische gefressen. 

Stufe 2:
In Stufe zwei lernten sie ihr, ganze Fische anzunehmen, indem sie die halben Fische immer wieder durch ganze ersetzten.

Stufe 3:
In der dritten Stufe fütterten sie ihr viele verschiedene Fische. Diese zu fressen war für Stephania kein so großes Problem, da Delfine von Natur aus einen großen Speiseplan haben und sie schnell lernte, wie wohlschmeckend das sein kann.

Stufe 4:
In Stufe 4 boten sie ihr dann lebende Fische an, indem sie ihr auch diese direkt ins Maul legten.
Die ersten lebenden Fische lässt Stephania erst entkommen, da sie sichtlich erschrocken war, dass diese sich bewegten. Sie musste erst lernen, die lebenden Fische mit den Zähnen zu greifen und so zu drehen, dass sie diesen schlucken konnte. Mit der Zeit wurde ganz auf die toten Fische verzichtet und sie bekam nur noch Lebendige.

Stufe 5:
die Fische wurden neben Stephania ins Wasser gelegt. Gleichzeitig musste aber auch ihr Selbstvertrauen aufgebaut werden. Dazu wurden die Futterfische kurz vorher in Eiswasser getaucht, damit diese nicht so schnell fortschwimmen konnten.

Mit der Zeit vergrößerten sie den Abstand zwischen ihr und den Fischen und von Mal zu Mal verfolgte sie die Fische immer flinker.

Stufe 6:
Ende März erreichte Stephania dann Stufe sechs – die tatsächliche Verfolgung der Fische. Die Fische wurden direkt in die Mitte der Bucht geworfen (damit sie nicht so schnell durch den Zaun entwischen konnten). Da Stephania aber noch nicht so schnell war, tauchten sie die Fische kurz vorher wieder in Eiswasser.

Lebende Fische

Stephania macht viele Versuche die Fische zu fangen und so musste das Team sehr genau beobachten, wie viele sie wirklich fressen konnte, bevor die Fische die Bucht verließen. Sie mussten sicherstellen, dass sie nicht an Gewicht verlor.
Stephania reagierte nun auf die lebenden Fische völlig anders, als auf die Toten. Beim Fressen verhält sie sich nun wie ein wilder Delfin. Und alle sind sehr froh, dies zu sehen. Jedoch gab es nun Probleme genügend Lebende Fische heran zu schaffen. Denn zu viele Fische entkamen durch den Zaun.

Zwei einheimische Fischer arbeiteten für das Team, aber leider konnten sie nicht genügend Fische heranschaffen, um den Appetit von Stephania zu stillen. Deshalb musste gefrorener Fisch von San Andreas gekauft werden. Allerdings ist es im Rehabilitation-Stadium relativ ungeeignet, ihr jetzt wieder toten Fisch anzubieten.
Und man glaubt es kaum, sie wies manchmal sogar den toten Fisch zurück. Ric meinte, dass man nun jedes Mal einen Schritt zurück machen würde, wenn ihr toter Fisch gegeben wird. Aber es gab keine Wahl, denn sie mussten ständig ihr Gewicht erhöhen, damit sie so schnell wie möglich ihr Normalgewicht erreicht.

Ein Schritt zurück

Stephania hat in kurzer Zeit ihre neue Bucht erforscht und man kann sehen, dass sie nun an einem Punkt angelangt ist, wo sie beginnt sich zu langweilen. Sie nimmt ihre gewohnte, alte Schwimmhaltung wieder ein und schwimmt nun wieder rechts im Kreis herum auf der Seite liegend und mit dem Kopf nach oben, wie einst in Gefangenschaft. Das Beste was ihr nun helfen würde, wäre die Gesellschaft von anderen Artgenossen, doch leider hat niemand bis jetzt Delfine im Riff gesehen.

Das Team beschloss Stephanias Bucht zu vergrößern, damit sie mehr Chancen erhält wilde Delfine zu sehen und sie außerdem mehr tauchen und „arbeiten“ muss, um an ihr Futter zu kommen. Stephanias Verhalten und Appetit bestärkt alle darin, dass sie es wirklich schaffen kann, wieder ein wilder Delfin zu werden.

April 1998

Am 9. April wurde Stephania von Dr. Hue gründlich untersucht und gewogen. Es wurde festgestellt, dass sie bereits 26 Kilo zugenommen hat und ihre Rippen bereits weniger zu sehen sind. Nach der Untersuchung kommt Stephania in eine neue und größere Umgebung.
Ihre neue Bucht hat einen viel größeren Umfang und ist bis zu 7 Meter tief. Dort gibt es nun erstmal reichlich lebenden Fisch, den sie jagen kann. Alle hatten die Hoffnung, dass sie dies nun auch selbstständig tun würde und dadurch ihre unnatürliche Schwimmhaltung verloren ging.

Dr. Hue kontrollierte und markierte auch die vier Schildkröten und entlässt diese auch in die große Bucht. Kurz darauf sahen sie Stephania das erste Mal springen. Aber schon wieder kurze Zeit später beobachten sie, dass Stephania wieder ihr gewohntes Schwimmverhalten aufnimmt. 

Sie zieht ihre Kreise. Sie befürchten, dass die vielen Jahre der Gefangenschaft ihr natürliches Schwimmverhalten für sehr lange Zeit untergraben wird. Auch versucht sie ständig in der Nähe des Teams zu bleiben, deshalb ziehen sie sich nun immer öfter an den Strand zurück. Stephania muss lernen die Menschen zu meiden.

Stephania wäre eigentlich frei

Am 12. April rammt versehentlich ein Küstenwachboot das Areal von Stephania – Teile des Zaunes stürzten ein und die vier Schildkröten schwammen in die offene See. Den Fischern wurde mitgeteilt, dass die Schildkröten markiert sind und sie diese nicht fangen dürfen. Von diesem Augenblick an, werden sie immer wieder auf der westlichen Seite der Bucht gesehen und es scheint Ihnen gut zu gehen. 

Stephania allerdings zeigte kein Interesse an der geöffneten Stelle, um ins Meer zu schwimmen. Sie zieht weiterhin ihre Kreise am Ufer und schaut ständig an den Strand. Dabei schwimmt sie mit dem Kopf über Wasser. Dieses Verhalten wird in der Gefangenschaft von den Delfinen verlangt, denn das ständige schwimmen an der Oberfläche soll den Zuschauern ermöglichen, den Delfin ständig beobachten zu können.
Erlernt wird dieses durch die Gabe von Fischbelohnungen (Positivbelohnung). Durch diese Belohnungen werden viele natürliche Verhaltensweisen von Delfinen untergraben – ein Beispiel:

Delfine orientieren sich durch ihr Sonar. Sie senden ständig Stöße von Tönen aus, mit vielen unterschiedlichen Frequenzen, um ihre Umgebung zu erkunden. Diese Töne sind auch dazu da, versteckte Elemente aufzufinden, wie zum Beispiel einen Fisch, der sich im Sand versteckt hat. Dadurch finden sie zum Teil ihre Nahrung. Der Gebrauch des Sonars ist für Delfine wie das Sehvermögen der Menschen. Die Fähigkeit der Delfine mit einem Sonar ausgestattet zu sein, ist für sie überlebenswichtig. Sie benutzen dieses Tag und Nacht.

Gefangene Delfine in einem Betonbecken werden stark eingeschränkt. Sie können ihr Sonar nicht mehr verwenden und brauchen dies auch nicht, da sie tote Nahrung gefüttert bekommen. Da sie auch das Betonbecken nicht erforschen müssen, verkümmert die Sonareigenschaft. Dieses unnatürliche Verhalten verändert einen Delfin, aber wen wundert das, es wäre ungefähr so, als ob man einen Menschen zwingen würde, für den Rest seines Lebens mit verbundenen Augen in einem Zimmer auf und ab zu gehen.

Das monotone Betonbecken und die fehlende Suche nach Nahrung, zwingt die Delfine dazu ihre Langweile zu überspielen, indem sie über Wasser nach Abwechslung suchen und diese wird ihnen dann durch die Menschen geboten, die Kunststückchen mit ihnen einüben und ihnen ihr Nahrung reichen. Da Stephania lange Zeit ihrer Gefangenschaft keinen anderen Delfin um sich hatte, war gerade sie dazu gezwungen ständig den Kopf über Wasser zu halten und niemals ihr Sonar zu verwenden. Nun ist sie weitaus mehr an dem Leben über Wasser interessiert, als was unter Wasser geschieht, obwohl ihr natürliches Verhalten wäre, ihre Bucht unter Wasser im Auge zu behalten.

Die einzigen Augenblicke, wo ein natürliches Verhalten von Stephania beobachtet werden konnte, waren, als sie auf der Jagd nach Nahrung war. Dann tauchte sie ab und aß die Fische auch unter Wasser. Sie nahm beim Jagen Anlauf, sprang und schwamm in der Torpedo-Haltung hinter den Fischen her – das ist ein Verhalten eines wilden Delfins. Deshalb wurde versucht, ihr so viel lebenden Fisch zu geben, wie möglich.

Doch weiterhin gab es Probleme damit, genügend Fisch zu besorgen. So musste weiterhin gefrorener Fisch zugefüttert werden. Stephania war in einer weit entfernten Bucht an einer Außenstelle und so war es für das Team sogar schwierig, frischen, toten Fisch zu bekommen. Denn immer wieder konnten die Fischer wegen dem schlechten Wetter nicht zum Fischen fahren und so mussten sie auf gefrorenen Fisch zurückgreifen.

Mai 1998

Drei Monate waren vergangen. Sie hatten Stephania Tag und Nacht betreut und alle waren sich nun sicher, es wird eine lange Zeit dauern, bis Stephania lernt, sich wie ein normaler Delfin zu verhalten. Obgleich Stephanias Gewicht und ihre Muskeln sich verbessert hatten, so würde es noch einige Zeit dauern, bis sie soweit aufgebaut sein würde, um sagen zu können, dass sie ein gesunder Delfin ist. Da ihre Gewichtszunahme langsamer voranging als in den ersten Wochen, konnten sie nun keine genaue Zeit mehr festlegen, wann Stephania in die Freiheit entlassen werden kann.

Nun hatte sich auch noch das Verhältnis zwischen toten und lebendigen Fisch stark geändert und sie mussten mehr toten Fisch zufüttern. Dies hatte zur Folge, dass Stephania nicht genug Beschäftigung hatte und ihr nun wieder langweilig wurde. Veronica Duport und ein freiwilliger Helfer – Larry Zogby – unternahmen alles Mögliche, um so viel lebenden Fisch wie möglich zu beschaffen. Um Stephania zu ermöglichen, dass sie die wenigen lebenden Fische fressen konnte, bevor diese die Bucht durch den Zaun verlassen, mussten wir die Fische wieder in Eiswasser tauchen. Lebender Fisch ist für Stephania zu einem Luxus geworden.

Die Gesundheit von Stephania war für das Team aber oberstes Gebot und sie mussten die Tagesration von 26 Pfund aufrecht halten. Doch durch die Fütterung der toten Fische wurde weiter verhindert, dass sie ein natürliches Verhalten erlangt. Ein furchtbarer Kreislauf. Von einheimischen Fischern erfuhren sie nun, dass überhaupt keine wilden Delfine ins Riff kommen, so wie ihnen zuerst erzählt wurde. 

Es gab mittlerweile mehrere Faktoren die verhinderten, dass Stephania weitere Fortschritte machte. Nach unserem Wissen war Stephania der einzige Delfin, der über so viele Jahre keinen Artgenossen mehr gesehen hatte. Es war für ihr weiteres Verhalten wichtig, wieder sozialen Kontakt zu bekommen; denn sie zog weiterhin ihre Kreise mit dem Kopf über Wasser und war einsam.

Nun konnte man auch wieder beobachten, dass sie zunehmend an der Wasseroberfläche liegt und das Team musste zu ihr ins Wasser, um Stephanias Körper unter Wasser zu drücken, damit sie keinen Schaden durch die Sonne erleidet.

Langeweile – 3 Überlegungen!

1. Gegen die Langeweile lebende Fische in unterschiedliche Bereiche der Bucht einsetzen, damit sie mit dem Jagen beschäftigt war. Dadurch würde auch gleichzeitig ihr natürliches Schwimmverhalten unterstützt. Dies war sofort möglich und wurde umgesetzt.

2. Stephania in einen anderen Bereich bringen, wo sie Kontakt zu anderen Delfine hat. Das würde ihr Interesse für die Unterwasserwelt wecken. Das könnte gemacht werden, erfordert aber etwas Zeit.

3. Einen weiteren Delfin holen, der zusammen mit ihr rehabilitiert wird, dazu braucht man sehr viel Zeit, Zeit die man ihr nicht geben wird.
Es kam ganz anders.

Gedanken:
Stephania kann erst frei gelassen werden, wenn sie alle natürlichen Verhaltensweisen erlernt hat und sie kräftig genug ist, um sich in Freiheit behaupten zu können.
Es gibt in Albuquerque außerhalb des Riffs verschiedene Arten von Haifischen. 

Solange Stephania ihre alten Gewohnheiten nicht ändert und an der Oberfläche schwimmt, ist sie durch einen Haiangriff sehr gefährdet. Abgesehen von der Zeit wie lange Stephania eingesperrt war, gibt es noch einen weiteren Grund, weshalb sie noch bleiben muss.
Alle Delfine, die Ric bis jetzt rehabilitiert hat, haben vor der Freilassung bereits selbstständig ihre Nahrung gefangen und dies tut Stephania noch nicht. Sie bemühten sich sehr, Stephania im tiefen Wasser zu halten, aber immer wieder kehrt sie ans Ufer zurück – gerade so, als ob sie im tiefen Wasser Angst hätte.

Sie vermuteten, das Stephania im jungen Alter gefangen wurde und sie zu jung war, um sich an das kurze Leben in Freiheit zu erinnern. Sie wurde gefangen, mit einem LKW/Flugzeug verschleppt und hat während ihrer 11 Jahre Gefangenschaft mit Menschen gelebt. Sie war eine lange Zeit ohne Kontakt zu Artgenossen; dies hat ihr Verhalten geprägt. Man wusste nun genau, was Ric damit gemeint hat, als er sagte, was Menschen den Delfinen antun, wenn sie diese gefangen halten. Stephania ist der lebende Beweis dafür.

Für immer getrennt von ihrer Familie, getrennt von der Freiheit im Ozean wurde Stephanias Leben und Verhalten so verändert, dass sie nun Angst in ihrem eigentlichen Element hatte. Das Rehabilitationsteam hat ausgezeichnete Arbeit geleistet und schon viel für Stephania getan, aber dennoch ist sie weit entfernt von einem sorglosen Leben im offenen Meer.

Juni 1998

Stephania zeigte wieder großen Appetit und ihr Erdnusskopf wurde immer weniger sichtbar. Sie aß wieder bis zu 26 Pfund am Tag, war sehr positiv war. Leider konnten keine der drei Möglichkeiten, ihre Langeweile zu brechen, gut genug in die Tat umgesetzt werden.

Immer wieder fehlten lebende Fische und im gesamten Küstenbereich konnten keine anderen Delfine gesichtet werden. Und es gab keine Möglichkeit einen anderen gefangenen Delfin zu befreien, um ihn mit Stephania zusammen zu rehabilitieren. Die Zeit lief dem Team davon.

Sie bekamen nun die Nachricht von Telebild Natur, dass die Filmproduktion in diesem Monat abgeschlossen werden sollen. Sie mussten also entscheiden, ob Stephania frei gelassen werden konnte.
Aber eine genaue Überlegung führte weiterhin dazu, dass es zu diesem Zeitpunkt unmöglich und rücksichtslos wäre, Stephania jetzt frei zu lassen. Wenn man bedenkt, dass sie einen sterbenden Delfin in ihre Obhut genommen hatten, um diesen zu heilen um ihn auf die Freiheit vorzubereiten, so mussten sie weiter für Stephania kämpfen. Sie konnten sie nicht in der vorgegebenen Zeit freilassen.

Es war das erste Projekt dieser Art einen kranken und sterbenden Delfin so weit zu bringen, dass dieser frei gelassen werden kann. Stephania ist ein spezieller Fall und braucht mehr Aufmerksamkeit. Ihre Freilassung musste neu geplant werden, um mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Albuquerque war ein ausgezeichneter Ort für den heilenden Prozess von Stephania, aber da es keine Delfine in der Nähe gab, war es nicht möglich Stephanias gestörtes Verhalten zu ändern.

Zwei ungeeignete Delfinarten

Nachforschungen ergaben, dass sich außerhalb des Riffs zwei Delfinarten aufhielten: Atlantische große Tümmler – das sind Delfine, die im tiefen Wasser leben. Sie sind größer und muskulöser als Stephania. Außerdem ziehen sie von Insel zu Insel und bleiben an keinem bestimmten Ort. Deshalb ist nicht anzunehmen, dass Stephania sich diesen Delfinen anschließen würde. Und selbst, wenn das geschehen würde, sie könnte nicht mithalten.

Die andere Delfinart die sich dort aufhält, ist viel kleiner als Stephania. Diese Art – wahrscheinlich Clymene Delfine – wurde bisher noch nie studiert und Stephania hätte vermutlich keine Chance sich dieser Art anzuschließen. Es ist zutreffend, dass einige Delfine ohne Artgenossen freigelassen wurden und diese auch weiterhin alleine überlebt haben, aber diese wurden niemals so isoliert gehalten wie Stephania und konnten natürliches Verhalten besser erlernen. Würde Stephania in Albuquerque freigelassen, würde sie der erste Delfin sein, der ohne erlerntes natürliches Verhalten und ohne selbstständiges Jagen gelernt zu haben, in Freiheit kommt.

Tatsächlich gibt es ein eindeutiges Muster für einen Großen Tümmler wie Stephania einer ist und dies musste berücksichtigt werden. Wenn diese Art sozial und sexuell reif ist, paaren sie sich in der Gruppe. Danach setzen sie sich mit anderen Weibchen ab. Zusammen mit ihren Jungen und den anderen Weibchen bilden sie so eine neue Gruppe. Meist bleiben diese zusammen und bilden wieder eine neue Familie. Wäre Stephania vor 11 Jahren nicht gefangen worden, würde sie wahrscheinlich noch mit ihrer Familie schwimmen. Niemand hat das Recht Stephania diese Vorteile zu nehmen und ein soziales Tier in die Einsamkeit zu entlassen.

Verglichen mit ihrem vorherigen Leben im Seeaquarium, hat Stephania an Lebensqualität gewonnen und ihre körperliche Gesundheit wiedererlangt. Sie nahm nun ständig zu und behielt ihren Appetit. Aber das natürliche Verhalten war immer noch nicht vorhanden. Sie schwamm immer noch im Kreis. Um das zu ändern, brauchte sie einen anderen Delfin um sich herum. So lange sie alleine war, konnte die größte Bucht sie nicht glücklich machen.

Sie lebt nicht wirklich!!

Das einzige Ziel konnte nur sein, Stephania mit anderen Delfinen zu vereinen. Denn erst dann, würde eine Glocke in ihr erklingen und ihr stereotypisches Verhalten stoppen und ihrem Leben einen Sinn geben. Ein Ereignis Mitte des Monats bestätigte dem Team, dass Stephania zu diesem Zeitpunkt für die Freiheit noch nicht geeignet war. Ein Sturm fegte über den Südwestteil ihrer Bucht und verursachte ein tiefes Loch von 10 Metern Breite und 5 Meter Länge im Zaun.

Es gab nicht die notwendige Ausrüstung oder auch das Personal, um den Zaun schnell zu reparieren. Mit der Zeit entstanden noch größere Löcher. Schließlich war die Öffnung so groß, das ein großes Boot seitlich hineinpassen würde. Stephania allerdings schwamm nicht ins offene Meer, sondern sie blieb in ihrer Ecke im flachen Wasser und schwamm weiterhin ihre Kreise. Im Angesicht dieser Tatsache, war es sinnlos geworden über eine Freilassung zu sprechen. Denn eigentlich war sie zu diesem Zeitpunkt bereits frei. Sie war aber ein gefangener ihrer eigenen Furcht und ihrer Abhängigkeit Menschen gegenüber.

Es ist nicht einmal merkwürdig, dass Stephania blieb, denn für sie war es keine Freiheit im offenen Meer zu schwimmen. Sie konnte sich an nichts erinnern und im Ozean war es für sie dort genauso wie in ihrer Bucht… – keine Artgenossen vorhanden. Sie war isoliert auf beiden Seiten des Zaunes. Man konnte von Zeit zu Zeit beobachten, dass am frühen Morgen in Stephanias Bucht viele kleine Fische schwammen. Obwohl Stephania zu der Tageszeit sehr hungrig war, hat sie nicht von alleine zu jagen begonnen, sondern lag teilnahmslos in ihrer Ecke. Möglicherweise, wenn diese Fische ständig um sie wären, würde sie vor lauter Hunger anfangen selbstständig zu jagen, aber das war eben nicht der Fall.

Entscheidungen!

Nun war es wichtig die richtigen Entscheidungen zu treffen was Stephanias Zukunft angeht. Am Monatsende reiste Ric nach Paris, um Frederic Lepage zu treffen. Es sollte über Stephanias Fortschritte und ihre Zukunft gesprochen werden. Anwesend waren dort auch der Produzent Laurent Zbikowski, Produktions- Manager Guillaume Bernard und der Filmdirektor Laurent Frapat.
Bei der Sitzung unterstreicht Ric, dass man die bisherige Arbeit mit Stephania als die erste Phase sehen muss, die nur dazu führen konnte, Stephanias Gesundheit aufzubauen und zu erhalten. Erst die zweite Phase könnte zu einer Freilassung von Stephania führen und war ein völlig anderes Projekt.
Er bezog sich auf die bisherigen Berichte, auf Fotos und auf ein Videoband, dass die Fortschritte Stephanias dokumentierte. Diese Aufnahmen zeigten auch die offene Bucht und dass Stephania die Möglichkeit hatte, die Bucht zu verlassen.

Ric und Frederic Lepage waren sich einig und es macht nicht den Eindruck, dass jemand ein Problem damit hatte, dass Stephania noch nicht freigelassen werden konnte. Frederic Lepage schlug vor, dass Stephania in ein anderes, sicheres delfinschonendes Projekt gebracht werden sollte. Dies wollte er mit dem Sohn eines früheren Präsidenten bereitstellen und finanzieren, der viel Wasserfläche in Panama besitzt. Ric genehmigt den Plan. In Panama kann Stephania ihren Rehabilitations- Prozess fortsetzen und man will dort überlegen, wie man sie weiterhin auf die Freiheit vorbereiten kann.

Folgende Punkte müssten dann geklärt werden:

– Wo genau wurde Stephania damals gefangen?
– Wie sind in diesem Gebiet die Wasserqualitäten und die Fische?
– Wie wird das Freigabeprojekt finanziert?
– Kann Stephania wirklich jemals freigelassen werden?

Stephanias Zukunft sah gut aus. Das einzige, worum Telebild-Natur gebeten hatte, war, dass sie Filmaufnahmen von Stephania machen dürften – die zeigen, wie sie ihre Bucht verlässt und ins offene Meer schwimmt. Das war für Stephania zugleich es eine gute Gelegenheit den Außenbereich zu erforschen.

Alle waren davon überzeugt, dass Stephania die Bucht für kurze Zeit freiwillig verlassen würde, wenn an der flachen Stelle, wo sie sich ständig aufhielt, der Zaun abgerissen wird. Die Erfahrung die das Team mit ähnlichen gefangenen Delfinen hatte, zeigte auch, dass keine Gefahr bestand, dass Stephania zu weit ins offene Meer schwimmen würde und verschwindet. Denn sie sucht den Kontakt zu Menschen und würde dadurch in der Nähe der Bucht bleiben.

Juli 1998

Als Ric von Paris zurückkehrte, schnitten sie ein großes Loch in den Zaun. Allerdings zwangen sie Stephania nicht die Bucht zu verlassen und so dauerte es zwei Stunden, bis sie durch die Öffnung schwamm. Das Verhalten außerhalb des Zaunes war genauso, wie innerhalb ihrer Bucht. Die meiste Zeit blieb sie an der Wasseroberfläche liegen und behielt ständig ihre Bucht im Auge. Sie schwamm regelmäßig an den Zaun, gerade So, als wolle sie sicherstellen, dass sie jederzeit zurück kann.
Sie schwamm nie weiter als 100 Meter davon weg. Nach 4 Stunden kehrte sie dann zurück an ihren Platz innerhalb der Bucht. Das bestätigte, dass der Plan für die Zukunft richtig war.

Unglaublich dummes Verhalten!

Mitte Juli meldete sich Telebild Natur. Die Nachricht lautete, dass sofort ein Versuch unternommen werden sollte, Stephania in die Freiheit zu entlassen. Alle waren sehr überrascht über diese plötzliche Entscheidung. Ric schrieb sofort einen Brief an Frederic Lepage. Am Monatsende reiste die ganze Telebild Natur-Filmmannschaft von Paris aus an – begleitet von Umberto Pelizzari. Frederic Lepage hat seinen Produktionsmanager Guillaume Bernard geschickt, um uns darüber zu informieren, dass es keine Einwilligung geben würde, Stephania von Kolumbien nach Panama zu bringen. 

Die Gründe reichten außerdem nicht aus, Stephania weiter zu betreuen. Und er erzählte, dass er eine Erlaubnis hätte, Stephania sofort in die Freiheit zu entlassen. Telebild Natur und Ric hatten daraufhin eine Meinungsverschiedenheit. Laut Telebild Natur, muss Stephania gezwungen werden in die Freiheit zu schwimmen.

Sie boten drei Möglichkeiten an:
1. Den gesamten Zaun niederreißen – wodurch sie frei wäre.
2. Stephania fangen, sie mit einem Boot auf die andere Seite des Riffs bringen und dort aussetzen.
3. Stephania mit toten Fischen zur anderen Seite locken und alleine lassen.

Keine Option:

Ric aber gab zu verstehen, dass alle drei Möglichkeiten nicht annehmbar waren und dass diese Aktionen unverantwortlich sind… – die Gründe hierfür waren bereits benannt. Einen Delfin zu zwingen ins tiefe Wasser zu schwimmen, obwohl dieser Angst davor hat, ist kein Freilassen, sondern eine Qual.
Das ganze Projekt würde scheitern. Für Ric stand fest, er wird dieser Freigabe von Stephania in ihrer jetzigen Lage – und auf diese Weise – nicht zustimmen.

Dr. Cyril Hue und Ric lasen sich alle Kopien der Berichte durch, sahen sich die Dokumentationen und die Videos an. Jeder der dies gesehen hatte, stimmte zu, dass Stephania so nicht freigelassen werden kann. Da es nun keine Genehmigung gab, Stephania nach Panama zu bringen, war das Team sehr glücklich zu erfahren, dass der Inhaber des Ozeanarios Islas del Rosario – Rafael Vieira – Stephania vorübergehend aufnahm. 

An den Rosario Inseln werden nahe Cartagena die Delfine in offene Buchten gehalten. Somit haben sie wenigstens den Ozean um sich herum. Dadurch wurde auch Stephanias Isolation aufgehoben und es gab Hoffnung, dass sie in der Zeit, die sie mit anderen Delfinen verbringen kann, ihr Verhalten normalisieren konnte.

Es war aber sehr wichtig klarzustellen, dass Stephania keine Kunststücke mehr vorführen muss – was auch zugesagt wurde. Am 29. Juli – morgens um 10 Uhr – wurde Stephanias Bucht noch einmal geöffnet, aber sie war nicht daran interessiert in die offene See zu schwimmen. Nach drei Stunden schwamm sie mit Bestechung durch Fische aus dem Gatter und die Filmmannschaft bekam ihre Abschluss-Aufnahmen. Sie filmten Stephania dabei, wie sie in die offene See schwamm.

Wieder blieb sie stundenlang regungslos an der Oberfläche und schwamm schließlich in ihre Bucht zurück, in der sie sich sicher und geborgen fühlte. Die Filmmannschaft war daraufhin verschwunden und Veronica Duport und Larry Zogby veranlassten alles, damit Stephania zu den Rosario Inseln gebracht werden konnte.

Erneute Umsiedlung – 5./6. August

Mit Hilfe von Dr. Hue wurde Stephania am frühen Morgen des 5. August gefangen. Sie musste noch einmal untersucht werden und man stellte fest, dass Stephania von Ende Februar bis zu diesem Zeitpunkt, 38 kg zugenommen hatte. Sie wog nun 137 Kilo. Die Bootsfahrt von 4 Stunden nahm Stephania sehr gelassen hin. Weiter ging es mit einem LKW zu einem privaten Salzwasser-Swimmingpool, indem sie dann die Nacht verbrachte.

Am nächsten Tag um die Mittagszeit wurde sie auf eine Bahre gelegt und zu einem wartenden LKW gebracht. Die Fahrt zum Flughafen dauerte 25 Minuten. Sie wurde an Bord eines kolumbianischen Luftwaffenflugzeuges geladen und nach Cartagena de Indias geflogen. Der Flug dauerte 3 Stunden. Während der ganzen Zeit hielten sie Stephania nass und beruhigten sie. Nach einer sicheren Landung brachte sie wieder ein LKW zur lokalen Marinestation. Von dort aus wurde sie mit einem kleinen, offenen Boot zu den Rosario Inseln gefahren.

Es war bereits dunkel, als sie dort ankamen. Stephania wurde in eine kleine Bucht entlassen, die sie von fünf anderen Delfinen trennte. Die Bucht ist innerhalb einer Lagune errichtet worden – Stephanias Teil wurde durch eine Wand aus Steinen und einem Zaun abgetrennt. Sie schien sehr konfus und ängstlich zu sein. Stephania verbrachte die ganze Nacht nahe der Wand und an der Oberfläche.

Erster Kontakt zu Artgenossen – 7. August

Aber schon am frühen Morgen schwamm Stephania zum Zaun und trat seit Jahren das erste Mal wieder mit anderen Delfinen in Kontakt. Sie war überaus neugierig und alle passten stundenlang auf sie auf. Sie schwamm immer wieder sehr schnell den Zaun entlang und machte sehr hohe Sprünge, wobei sie sich nicht einmal mehr ausruhte. An den folgenden Tagen reagierte Stephania sehr gut auf ihre neue Bucht. Zum ersten Mal konnte ein normales, andauerndes Schwimmverhalten festgestellt werden. Sie verbrachte die meiste Zeit unter Wasser und nahm ständig Kontakt mit den anderen Delfinen auf.

Das bestätigte, dass das der geeignete Platz für sie war. Für eine sehr lange Zeit war Stephania der einsamste Delfin der Welt. Es war deshalb die beste Sache die getan werden konnte, sie hierher zu bringen und mit anderen Delfinen zu vereinen. An den Rosario Inseln wurde der heilende Prozess von Stephania weiter ausgebaut. Sie erreichte durch das ständige Schwimmen einen guten Muskelaufbau und nahm weiterhin an Gewicht zu.

Phase 1 war nach kurzer Zeit komplett und erfolgreich abgeschlossen.
Die Arbeit mit Stephania veranschaulichte, dass es nicht immer nur der Wunsch sein konnte, einen Delfin so schnell wie möglich frei zu lassen. Es ist viel mehr wichtig, dass Richtige zu tun.

Einige Zeit später:

Seit August lebt Stephania nun in Oceanario Islas del Rosario in Kolumbien. Telebild-Natur ist noch ihr rechtlicher Eigentümer. Stephania ging es sehr gut. Sie teilte sich nun mit zwei weiblichen Großen Tümmlern „Luna“ und „Bonnie“ eine Bucht. Durch ihre Begleiter hat sie ihr stereotypisches Verhalten abgelegt. Sie hat das Schwimmen an der Wasseroberfläche und das Schwimmen im Kreis eingestellt. Da Stephania nun mit anderen Delfinen schwimmt, hat sie auch keine Angst mehr vor tiefem Wasser. Sie und ihre Begleiter können jederzeit in den freien Ozean schwimmen, was sie auch machen. Aber sie kommen immer wieder in ihre Bucht zurück, um in Sicherheit zu sein.

Stephania hat weiterhin einen gesunden Appetit und nahm weiterhin zu. Seit ihrer Ankunft auf den Rosario Inseln hat sie an Lebensqualität gewonnen. Sie fühlt sich in ihrer Familie richtig wohl und ihr seelischer Zustand hat sich sehr verbessert. Es war einfach nur herrlich ihre Fortschritte zu sehen. Leider verursachte die Episode des Films, den Telebild Natur ausgestrahlt hat, ein großes Durcheinander. Ric und Helene O’Barry bekamen Briefe von vielen Leuten, die sie beglückwünschten, dass sie es geschafft hatten, Stephania auszuwildern. Wieder andere meinten, dass sie weggeschwommen war aus Albuquerque – zu einer karibischen Insel, wo sie nun weiter gepflegt wird. Tatsache war aber, das Stephania nicht frei war und sich keiner sicher war, ob sie jemals freigelassen werden kann.

Juli 1999

Ric und Helene waren mehrmals in Verbindung mit Rafael E. Vieira. Er berichtet, dass Stephania einen gesunden Appetit beibehält. Sie verbringt ihre ganze Zeit mit den anderen Delfinen und zeigt kein Interesse mehr an Menschen. Sie lebt weiterhin in der offenen Bucht und schwimmt immer wieder in die offene See. Sie kommt aber zurück, sobald sie hungrig ist.

Februar 2000

Rafael E. Vieira erklärt, dass die Versorgung von Stephania durch Telebild Natur nicht mehr finanziert werden kann – oder sie es nicht mehr finanzieren wollen. Wegen des Mangels an Kapital ist das Delfin Projekt von Stephania und ihr weiterer Aufenthalt an den Rosario Inseln gefährdet.

Daraufhin wird der WSPA und der Delfin Projektfunktion angeboten, weiterhin zusammen mit Stephania zu arbeiten und zu forschen. Damit würden sie Stephanias Zukunft bei den Rosario Inseln sicherstellen. Die WSPA reagierte positiv und förderte die Rückkehr von Ric und Helene zu den Rosario Inseln – begleitet von Colombian WSPA und Manager Luis Carlos Sarmiento.

April 2000 – Kompromisse!

Am 7. April kommen sie wieder auf den Rosario Inseln an. Sie treffen Stephania in einem sehr guten Zustand an. Sie hatte nie besser ausgesehen. Sie hat an Gewicht zugelegt und ihre ganze Umgebung scheint ihr sehr gut zu gefallen. Sie verbringt die ganze Zeit mit den Delfinen.
Drei Tage lang wurde beraten, ob es eine Möglichkeit gibt, Stephania in die Freiheit zu entlassen, das wäre das Beste für Stephania.

Aber sie vermuten, dass Stephania keine Chance hat, wirklich in die freie Wildbahn zu kommen. Als sie im August 1998 auf die Rosario Inseln gebracht wurde, hatten alle das Ziel, Stephania irgendwann frei zu lassen, aber nachdem nun mit Vieira gesprochen wurde war klar, dass Stephania keine Chance hätte.

Er erzählt, dass er nun den Mann kenne, der Stephania 1987 gefangen hat. Sein Name ist Kapitän Ospina. Er ist Inhaber des nicht der Norm entsprechenden Delphinariums von Sankt Marta in Kolumbien, wo Stephania acht Jahre ihrer Gefangenschaft verbracht hatte.
Ospina nahm Stephania 65 Meilen südlich der Rosario Inseln gefangen. Die genaue Position ist Punta Mestizos in der Cispata Bay. Mehr als 200 lange Wandernetze aus der Fischerei in der Cispata Bucht sind dafür verantwortlich, dass sich dort viele Delfine verfangen und ersticken.

Nun ist klar, dass Stephania nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren kann, da dieser Lebensraum nicht sicher ist. Sie würde sofort wieder gefangen werden oder in einem Netz sterben. Ideal wäre für Stephania ein Gebiet, wo gekennzeichnete Delfine nicht gefangen werden dürfen, aber auf der ganzen Welt gibt es keinen solchen Ort. Die zweitbeste Lösung für Stephania wäre, dass sie im Ozeanarium der Rosario Inseln bleiben darf.

Eine gute Lösung! – Mai 2000

Man muss es aus Stephanias Sichtweise betrachten. Im Februar 1998 war sie kurz vor dem Sterben in einem Betonbecken aufgefunden worden. Heute hat sie ein natürliches Schwimmverhalten und ist im natürlichen Meerwasser. Außerdem hat sie eine Familie gefunden, ist gesund und sicher und genießt das alles.

Sie kann jederzeit in die offene See schwimmen und anders als die meisten Delfine, muss sie keine Kunststückchen zeigen. Für weitere 20 Monate hat Vieira unterzeichnet, sich um Stephania zu kümmern und zu versorgen. Und das ohne Unterstützung der Telebild Natur. 

Das war ein Traum. Seit der Ankunft Stephanias hat ihn das Wohl von Stephania immer interessiert. Obgleich er auf einer anderen Seite steht und nicht gleicher Meinung ist – was die Vermarktung von Delfinen angeht – so hat Vieira doch für Stephania seine Politik zurückgestellt und uns allen eine hervorragende Gastfreundschaft gewährt und ermöglicht, dass Stephania gesund gepflegt werden konnte. 
Alle sind glücklich. WSPA verkündet, dass die Unkosten und Stephanias Aufenthalt gesichert ist und Helene und Ric O’ Barry fortfahren können, Stephania zu überwachen.

Neue Bucht und Freundin Luna – 2001

Am 29. März 2001 ist der Manager von WSPA Südamerika, Luis Carlos Sarmiento, angereist, um Stephanias Wohl zu überprüfen.
Die WSPA hat für ca. ein weiteres Jahr für Stephanias Wohl unterzeichnet. Während dieser Zeit gab es zwischen der WSPA und Vieira die Absprache, dass Stephania weiterhin keine Kunststückchen zeigen muss.

Es ist auch eine neue Bucht erbaut worden. Stephania und die anderen Delfine sind noch freier und können weiterhin ihre sichere Bucht für Ausflüge ins Meer verlassen. Luis Carlos Sarmiento berichtet immer wieder, dass Stephania sehr glücklich erscheint. Sie verbringt die meiste Zeit mit LUNA, mit der sie sehr verbunden ist.

Stephania ist nicht ganz frei, aber trotzdem glücklich!
Copyright Englisch: Helene O’Barry
Übersetzung: Anette Stohl

Mein Fazit:

Es gibt einen Bereich zwischen Gefangenschaft und kompletter Freiheit, der nie völlig erforscht worden ist. Aus verschiedenen Gründen können nicht alle gefangenen Delfine in die Wildnis zurückkehren.
Zum Beispiel kann ein sehr jung gefangener Delfin oder ein in Gefangenschaft geborener Delfin, nicht wieder alle natürlichen und wichtigen Fähigkeiten erlernen, die ein wilder Delfin hat. Diese Fähigkeiten sind aber wichtig für das Überleben des Delfins in der Wildnis.
Nur ein Delfin der wirklich in der Freiheit zurechtkommen würde, kann in die Freiheit entlassen werden. 

Aber muss deshalb ein Delfin den Rest seines Lebens in einem Betonbecken verbringen?? Selbstverständlich nicht! Selbst wenn nicht alle den Weg in die Freiheit schaffen, so können sie doch in offenen, natürlichen Buchten leben und das Meerwasser sowie die Ströme, die Gezeiten, den Sonnenschein und das Erlebnis lebendige Fische zu jagen, erleben.
Wenn die Bucht keine Zäune hat und der Delfin keine Kunststückchen mehr zeigen muss – so wie es jetzt Stephania genießen kann – so kann ein Delfin auch in der „halben“ Freiheit glücklich sein!

Das allein ist Grund genug, alle Delfinarien zu schließen und alle Wale und Delfine frei zu geben. Denn die „halbe“ Freiheit ist immer noch besser, als Betonbecken! Stephania war am Ende, kurze Zeit später wäre sie gestorben und keinen hätte es interessiert.
Jetzt ist sie nicht nur am Leben, sondern wieder glücklich.

Ich würde meinen Hut ziehen, wenn Besitzer von Delfinarien ihre Delfine in solche Projekte geben würden. Das Geld, das vor Ort eingespart würde, könnte in diese Projekte gesteckt werden.
Und trotzdem hätten die Delfinarienbesitzer etwas davon. Werbung, Anerkennung und Stolz, das Richtige getan zu haben. Sie könnten in den Delfinarien Filme zeigen, wie die Delfine dort in „halber“ Freiheit oder sogar Freiheit leben. Nur so sollte es sein und nicht anders!

Oceanario Islas del Rosario

Zu dem Aufenthaltsort von Stephania, das Oceanario Islas del Rosario in Kolumbien ist ein Delfinarium – es ist sicherlich merkwürdig das Stephania ausgerechnet dort gelandet ist. Doch der Besitzer hat zugesagt Stephania nicht an den Shows zu beteiligen. Ich hoffe das es auch immer so war. Die Delfinbecken befinden sich in einer Bucht, das Delfinarium besteht immer noch und hat leider sehr viele Delfine.

Oceanario
Video Delfinshow

Ob Stephania noch am Leben ist, ich weiß es nicht. Sie wurde ca. 1987 gefangen heute haben wir 2022 – sie wäre nun 35 Jahre alt. Große Tümmler können schon bis zu 50 Jahre alt werden. Wer weiß, vielleicht zieht sich noch heute ihre Runden in Kolumbien.

Auch wenn Stephania dort ein neues Zuhause gefunden hat und frei Schwimmen darf!

Bitte:
Unterstützt keine Delfinarien!
Don’t buy a ticket! – Kaufe kein Eintrittskarten!!!

Walfleisch - Copyright Frank Blache

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