Stephania wäre eigentlich frei
Am 12. April rammt versehentlich ein Küstenwachboot das Areal von Stephania – Teile des Zaunes stürzten ein und die vier Schildkröten schwammen in die offene See. Den Fischern wurde mitgeteilt, dass die Schildkröten markiert sind und sie diese nicht fangen dürfen. Von diesem Augenblick an, werden sie immer wieder auf der westlichen Seite der Bucht gesehen und es scheint Ihnen gut zu gehen.
Stephania allerdings zeigte kein Interesse an der geöffneten Stelle, um ins Meer zu schwimmen. Sie zieht weiterhin ihre Kreise am Ufer und schaut ständig an den Strand. Dabei schwimmt sie mit dem Kopf über Wasser. Dieses Verhalten wird in der Gefangenschaft von den Delfinen verlangt, denn das ständige schwimmen an der Oberfläche soll den Zuschauern ermöglichen, den Delfin ständig beobachten zu können.
Erlernt wird dieses durch die Gabe von Fischbelohnungen (Positivbelohnung). Durch diese Belohnungen werden viele natürliche Verhaltensweisen von Delfinen untergraben – ein Beispiel:
Delfine orientieren sich durch ihr Sonar. Sie senden ständig Stöße von Tönen aus, mit vielen unterschiedlichen Frequenzen, um ihre Umgebung zu erkunden. Diese Töne sind auch dazu da, versteckte Elemente aufzufinden, wie zum Beispiel einen Fisch, der sich im Sand versteckt hat. Dadurch finden sie zum Teil ihre Nahrung. Der Gebrauch des Sonars ist für Delfine wie das Sehvermögen der Menschen. Die Fähigkeit der Delfine mit einem Sonar ausgestattet zu sein, ist für sie überlebenswichtig. Sie benutzen dieses Tag und Nacht.
Gefangene Delfine in einem Betonbecken werden stark eingeschränkt. Sie können ihr Sonar nicht mehr verwenden und brauchen dies auch nicht, da sie tote Nahrung gefüttert bekommen. Da sie auch das Betonbecken nicht erforschen müssen, verkümmert die Sonareigenschaft. Dieses unnatürliche Verhalten verändert einen Delfin, aber wen wundert das, es wäre ungefähr so, als ob man einen Menschen zwingen würde, für den Rest seines Lebens mit verbundenen Augen in einem Zimmer auf und ab zu gehen.
Das monotone Betonbecken und die fehlende Suche nach Nahrung, zwingt die Delfine dazu ihre Langweile zu überspielen, indem sie über Wasser nach Abwechslung suchen und diese wird ihnen dann durch die Menschen geboten, die Kunststückchen mit ihnen einüben und ihnen ihr Nahrung reichen. Da Stephania lange Zeit ihrer Gefangenschaft keinen anderen Delfin um sich hatte, war gerade sie dazu gezwungen ständig den Kopf über Wasser zu halten und niemals ihr Sonar zu verwenden. Nun ist sie weitaus mehr an dem Leben über Wasser interessiert, als was unter Wasser geschieht, obwohl ihr natürliches Verhalten wäre, ihre Bucht unter Wasser im Auge zu behalten.
Die einzigen Augenblicke, wo ein natürliches Verhalten von Stephania beobachtet werden konnte, waren, als sie auf der Jagd nach Nahrung war. Dann tauchte sie ab und aß die Fische auch unter Wasser. Sie nahm beim Jagen Anlauf, sprang und schwamm in der Torpedo-Haltung hinter den Fischen her – das ist ein Verhalten eines wilden Delfins. Deshalb wurde versucht, ihr so viel lebenden Fisch zu geben, wie möglich.
Doch weiterhin gab es Probleme damit, genügend Fisch zu besorgen. So musste weiterhin gefrorener Fisch zugefüttert werden. Stephania war in einer weit entfernten Bucht an einer Außenstelle und so war es für das Team sogar schwierig, frischen, toten Fisch zu bekommen. Denn immer wieder konnten die Fischer wegen dem schlechten Wetter nicht zum Fischen fahren und so mussten sie auf gefrorenen Fisch zurückgreifen.